Beratung, Begleitung und Unterstützung psychisch erkrankter Menschen
in Volksdorf und Poppenbüttel
„Für uns ist nicht nur wichtig, was wir tun, sondern auch, wie wir es tun“ – diesem Leitgedanken fühlt sich die sozialpsychiatrische Arbeitsgemeinschaft Hölderlin e.V. seit der Gründung der Einrichtung im August 1993 verpflichtet.
Hölderlin e.V. unterstützt psychisch erkrankte Menschen, die unter schweren Depressionen leiden oder Psychosen haben, an Schizophrenie erkrankt sind, eine Persönlichkeisstörung haben oder andere schwere psychische Probleme haben und deshalb in einer psychiatrischen Klinik waren oder immer mal wieder kurz davor sind, sie erneut aufsuchen zu müssen.
Mit Hilfe eines anspruchsvollen Qualitätsmanagements werden die einzelnen unterstützenden Angebote laufend dahingehend überprüft, unserem Leitgedanken stets zu folgen, denn allein das Vorhandensein einer breiten Palette von unterstützenden Angeboten sagt nicht viel über ihre Qualität aus. Deshalb gibt es für alle Aspekte der Arbeit eine sinnvolle, konzeptionelle Grundlage. Dies betrifft auch, oder sogar vor allem, die innere Haltung der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, mit der sie ihre Arbeit machen.
Aber bevor wir den konzeptionellen Hintergrund beleuchten, möchten wir die Einrichtung und ihre Angebote kurz vorstellen.
Gegründet wurde Hölderlin e.V. aus dem Impuls heraus, eine sinnvolle Unterstützung für psychisch erkrankte Menschen, hauptsächlich für die Region Walddörfer/Alstertal, aber auch darüber hinaus, anzubieten.
Im Spätsommer 1992 traf sich erstmals ein kleiner Förderkreis und schon ein Jahr später wurde Hölderlin e.V. zum festen Bestandteil des Hamburger „Unterstützungs-Netzes“ für Menschen mit einer psychischen Erkrankung. Die Räumlichkeiten befinden sich im „Frank`schen Kontor“, Kattjahren 4 in Volksdorf.
Von Anfang an besuchten auch psychisch erkrankte Menschen aus dem Kreis Stormarn Hölderlin e.V. und so war es dann ein logischer Schritt, mit einem Ableger der Einrichtung in Ahrensburg, auch vor Ort unsere Form der Unterstützung psychisch erkrankter Menschen anzubieten. Die Räumlichkeiten befinden sich An der Reitbahn 3.
Wer Unterstützung braucht, kann diese im eigenen Wohnraum erhalten oder/und in den Räumen der Einrichtung.
Hölderlin e.V. unterstützt psychisch erkrankte Menschen dabei, eine gesundheitliche Stabilität zu erlangen und ihr Leben so gut wie möglich in eigener Verantwortung und Selbstbestimmung zu führen. Diese Unterstützung kann sowohl im häuslichen Umfeld der Hilfe suchenden Menschen, als auch in den Räumen der Tagesstätte in Anspruch genommen werden. Hier bieten sich den Besucherinnen und Besuchern der Einrichtung in einem geschützten Rahmen Möglichkeiten zu Geselligkeit und Entspannung wie auch zum Belastungstraining sowie der Zugang zu therapeutischen und künstlerischen Gruppen.
Neben Einzelgesprächen bietet Hölderlin e.V. eine breite Palette von unterstützenden Angeboten an:
Kochgruppe, Kreativgruppe, Chor, Gitarrengruppe, Schreibwerkstatt, Psychoedukation (die Erkrankung verstehen lernen), Fußballgruppe, Wandern, Ausflüge und nach Bedarf einiges mehr.
Diese unterstützenden Angebote, die als Belastungstraining in vielfacher Hinsicht verstanden werden können, sollen einen förderlichen Beitrag dazu leisten, dass die Besucher und Besucherinnen der Einrichtung wieder am gesellschaftlichen Leben teilnehmen können und dies zunehmend auch ohne professionelle Hilfe.
Es geht darum, Rückzug und Isolation zu überwinden, mit anderen Menschen ins Gespräch zu kommen oder gemeinsam zu handeln, Interessen zu wecken, sich wieder etwas zuzutrauen, vitaler zu werden, Fähigkeiten wieder zu entdecken oder zu fördern, Perspektiven zu entwickeln, kurz gesagt: (wieder) einen Sinn im Leben zu finden. Sinn kann z. B. in Arbeit, Hobbys, sozialem Engagement, in künstlerischer Betätigung, Partnerschaft, Lebensphilosophie und vielem anderen gefunden werden.
Unsere Arbeit wird vom gut ausgebildeten und zusätzlich qualifizierten Fachpersonal der Einrichtung sozialarbeiterisch, pflegerisch und therapeutisch geleistet.
Einzelgespräche bzw. individuelle Einzelbetreuungen werden von der jeweiligen Bezugsperson angeboten.
Der Name der Einrichtung geht auf den deutschen Dichter Friedrich Hölderlin (1770-1843) zurück, der 1806 wegen des „Zustandes geistiger Verwirrung“ in eine Klinik eingewiesen wurde. Nach seiner Entlassung aus der Klinik übernahm ein Schreinermeister die Pflege von Friedrich Hölderlin, der – statt der von den Ärzten vorausgesagten drei – noch 36 Jahre in dessen Haus in Tübingen am Neckar lebte. Man hatte ihm dort ein kleines Turmzimmer zugewiesen, in dem er Klavier spielte, zeichnete und weiter dichtete. Diese, wie man meinen könnte, Frühform außerklinischer und ambulanter Versorgung und die dabei geleistete Förderung der betroffenen Person waren der Grund für die Namensgebung der Einrichtung. (Illustration: Hölderlins Turm in Tübingen, gemalt von einem Besucher unserer Einrichtung)
Das therapeutische Konzept von Hölderlin e.V. ist sehr vielschichtig. Es orientiert sich zunächst an den fachlichen Standards, wie sie zwischen den verschiedenen sozialpsychiatrischen Einrichtungen und der zuständigen Behörde verabredet sind und versucht darüber hinaus den psychisch erkrankten Menschen eine ganz besonders wichtige therapeutische Unterstützung anzubieten.
Im Mittelpunkt dieser Basisversorgung von Hölderlin e.V. steht die Vermittlung von Sicherheit, die sich in der Art des Umgangs miteinander und in der Gesamtatmosphäre, durch die die Einrichtung geprägt wird, ausdrücken soll.
Es sind in der Regel nicht allein das therapeutische Gespräch oder die Teilnahme an einer therapeutischen Gruppe, die zu einer zunehmenden psychischen Stabilisierung der Hilfe suchenden Menschen führen, sondern das tiefe Erlebnis von Zugehörigkeit, Vertrauen, Zuverlässigkeit und Solidarität.
Gerade psychisch erkrankte Menschen sind oft tief verunsichert und dies sowohl nach innen, wie nach außen, was bei vielen durch negative Erfahrungen im Umgang mit anderen Menschen noch verstärkt bzw. bestätigt wurde. Hölderlin e.V. möchte erreichen, dass durch die Art des Umgangs mit psychisch erkrankten Menschen mitbewirkt wird, dass neue, förderliche Erfahrungen und Begegnungen erlebt werden können. Hierfür ist eine Grundhaltung der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen erforderlich, die von der Fähigkeit zur echten Wertschätzung, zu Einfühlungsvermögen, Verantwortungsbewusstsein, Flexibilität, Kreativität und nicht zuletzt Humor geprägt sein soll. Durch eine solche Grundhaltung, bei der es besonders um die Achtung der Integrität, der Selbstbestimmung und der Selbstentfaltung der Persönlichkeit geht, geschieht manchmal schon etwas Heilendes.
Bekanntermaßen entwickelt sich die Persönlichkeit eines Menschen in Wechselwirkung mit Anderen, wobei sowohl ungute als auch stabilitätsfördernde und verlässliche Erfahrungen ihre Spuren hinterlassen. Hölderlin e.V. versucht als gesamte Einrichtung ein positives und förderliches therapeutisches Feld zu sein, in dem die psychisch erkrankten Menschen auf vielen Ebenen gute Erfahrungen machen können. Dies allein heilt zwar keine ernsthafte psychische Erkrankung, schafft aber bei vielen Betroffenen (wieder) Vertrauen in sich selbst und in die Welt, kann motivierend wirken, quälende negative Grundeinstellungen können gelockert oder sogar überwunden werden und schließlich kann der Mut entstehen, wieder ein aktiver Teil der Gesellschaft werden zu wollen.
Von besonderer Bedeutung ist zudem für das Hölderlin Team, die Besucher der Einrichtung zur Wiederentdeckung (oder manchmal auch zur Neuentdeckung) ihrer Kreativität zu bewegen. Aus diesem Grunde haben viele Angebote des Belastungstrainings eine kreative Ausrichtung. Hierbei begreift Hölderlin e.V. Kreativität nicht nur als einen spontanen Ausdruck einer einzelnen Person, sondern als Grundprinzip jeglicher Entwicklung von Leben überhaupt. Kreativität ist Voraussetzung für individuelle wie auch gesellschaftliche, alles Leben betreffende Entwicklungen und somit kommt der Förderung der Kreativität bei Hölderlin e.V. eine besondere Bedeutung zu.
Es geht darum, Farben ins Fließen und zum Leuchten, Formen zum Entstehen, Töne zum Klingen, Bilder zum Leben, Worte auf Papier, Gedanken und Ideen zum Ausdruck zu bringen. Dies ist für viele Besucher der Einrichtung oft ein erster Schritt, sich wieder in den kreativen Strom des Lebens zu stellen.
„Denn wo Gefahr ist, wächst das Rettende auch.“ (Friedrich Hölderlin)
Peter Borchardt